Unglücke

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Schacht-Explosion 1953

Abbildung 1a, b: Gasausbruch von 1953 hatte enorme Zerstörungen vor Ort und in der Schachtröhre zur Folge. Die beiden obigen Abbildungen zeigen das Ausmaß mit zerborstenen Wänden, Aggregaten sowie Maschinen.

Schacht-Gasausbruch Schachtröhre 1953

Die Geschichte des Bergbaus ist eine Geschichte von Unglücken. Das betrifft auch die Rhön mit ihrem relativ jungen Kalibergbau.

Als einer der ersten Opfer gilt Georg Ziegler. In einer Chronik von Großentaft ist u. a. zu lesen, dass Maria Höll im Januar 1917 den Gregor Ziegler aus Kirchhasel heiratete. Doch die Ehe stand unter keinem gutem Stern. Bereits am 19. Juli 1917 starb der Ehemann im Bergwerk in Merkers bei Salzungen, noch vor der Geburt des ersten Kindes Maria. [6] In einer anderen Liste sind bereits  um 1900/1901  drei Bergleute vom Schacht “Berhardshall”*) durch Grubengas umgekommen. Ein weiterer Bergmann kam bereits am 27. November 1908 um 2 Uhr beim Schießen auf der unteren Sohle durch Grubengas in Dietlas ums Leben. Am 25. Juni 1909 fiel um 6 Uhr beim Schichtwechsel der Bergmann Blaurock aus Dietlas aus dem Fördekorb und stürtzte 130 Meter in die Tiefe. Er war sofort tot. Im Jahr darauf erstickte der Hauer Schlägel aus Sünnen im Schacht Unterbreizbach nach dem Schießen um 2 Uhr an Pulvergas, weil er sich unvorsichtigerweise vorzeitig aus seiner Sicherheitunterkunft entfernte.

Grubenwehr1

Abbildung 2: Mitglieder der Grubenwehr bei einer Übung im Jahr 1953; Paul Kohs, Adolf Braun, Helmut Mensinger, Willi Illing, Horst Ader(Empfertshausen), Reinhold Helfrich (Zella), v.l.n.r.

Im Schacht von Kaiseroda verunglückte der 17jährige Schachter Karn aus Kieselbach. Beim Salzverladen geriet er zwischen die Puffer der Lore. Sein Brustkorb wurde zerdrückt. Er verstarb nach 2 Stunden am 2. September 1910. Im Jahr 1911 starb ein Wächter übertage am Leimbacher Hundskopf (Blockhäuschen) als an einem Förderbohrloch explosionsartig CO2 entwich. Im Schacht Heiligenmühle bei Öchsen verunglückte der Arbeiter Müller aus Urnshausen indem ihm ein herabfallender Gegenstand die Schädel zerschlug. Das geschah am 14. Februar 1912. Noch im gleichen Jahr verunglückte hier der verheiratete Arbeiter Schmiedling aus Gehaus tödlich.  Er stürzte 80 Meter tief in den Schacht. [9] Im Schacht Kaiseroda erlitt im Mai 1912 der verheiratete Bergmann August Ludwig aus Tiefenort  einen tödlichen Stromschlag. Noch ein Unfall im Juli 1912 passierte am Schacht Heiligenmühle als der 19jährige Bergmann Kirchner von einem herabstürzenden Maurerkübel erschlagen wurde. Der in der Zeche “Gewerkschaft Buttlar” am 26. Januar 1913  tödlich verunglückte Steiger Willi Ballin wurde am 30. Januar d. J. in Buttlar zu Grabe getragen. Bei einem schweren Grubenunglück in der Zeche “Bonifacius” von Buttlar kamen 6 Bergleute am 28. Juni 1913 um, vier Schachter wurden verletzt. Aus einer Tübbingsäule war ein Stück herausgebrochen und in den Schacht gestürzt. Am 8. Juli d. J. fand die Beisetzung in Buttlar statt. Am 9. Januar 1914 wurde im Schacht II der “Gewerkschaft Dönges” ein Mann getötet, M. Eberlein aus Dietlas, und drei verletzt. Die Arbeiter befanden sich auf der Sohle des Schachtes als ein Stück Mauer in die Tiefe fiel. Dieser Schacht wurde gerade von der Deutschen Schachtbaugesellschaft Nordhausen niedergebracht. Am 22. April 1914 verunglückte in der alten chemischen Fabrik von Dorndorf der verheiratete Arbeiter Heinrich Fleisch aus Völkershausen tödlich. Auf dem Schacht Abteroda wurde der Arbeiter Gottlieb Kümmel aus Gospenroda am 15. Juli 1914 getötet. Ein beladener Kübel traf ihn. Er hinterließ Frau und Kinder. Der 37jährige Hans Ritter aus Völkershausen, Vater von fünf Kindern, verunglückte im Schacht Dietlas am 3. April 1916 tödlich. Im gleichen Schacht “Großherzog von Sachsen” traf es am 16. August 1916 den Bergmann Otto Schlegel (1900-1974), gen. Richter, als eine Sprengladung nicht losgehen wollte. Beim Nachsehen nach der Ursache explodierte diese plötzlich und zerfetzte ihm das Gesicht. Im Krankenhaus “Bergmannstrost” in Halle/S. überlebte er den Unfall. Auch im Tagebau passierten Unglücke: Am 24. Januar 1920 verschied im Basaltwerk am Dietrichsberg der Sohn des Gastwirts Georg Wiegand von Wölferbütt, nachdem er einen großen Gesteinsbrocken abbekam. Kurze Zeit später am 21. April 1921 erlag der Arbeiter Gompert erneut aus Wölferbütt seine schweren Verletzungen in diesem Steinbruch. Und noch einmal traf es einen Steinhauer am Dietrichsberg. Er verstarb am 24. August 1922 im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen. Der Aufseher im Schacht I bei Dönges, Ernst Gebler,  wurde Anfang Dezember 1922 von einem Treibriemen der Seilbahn erfasst. Er wurde so stark verletzt, dass er sofort tot war. Der Bergmann Karl Gebauer aus Springen kam durch einen Stromschlag der Hochspannungsleitung im Januar 1923 ebenfalls im Schacht I ums Leben.

Aus dem Jahr 1924 wird nochmals über einen Grubenunfall in Merkers berichtet. Es betraf einen Johann Trautvetter. [7] Im Jahr 1937 traf es einen Bergmann in Unterbreizbach als Grubengas beim Auffahren einer Strecke austrat. Auf die gleiche Weise geschah es ein Jahr später in Unterbreizbach und Kaiseroda. Dabei kamen zwei Kumpel um. Am 30. Juli 1938 wurden bei einem Grubenunglück in Kaiseroda/Merkers 11 Bergleute tödlich verunglückt: Reviersteiger Heinrich Schäfer, Haspaelfahrer Heinrich Schön und Hauer Georg Schrumpf (Tiefenort), Hauer Fritz Schrumpf, Födermann Alfred Kallert und  Fördermann Albert Hoßfeld (Langenfeld), Hauer Johann Wolfram und Hauer Friedrich Wolfram (Dietlas), Fördermann Lorenz Lückert (Unteralba), Maschinist Karl Schulz (Kieselbach) sowie Anschläger Emil Niebergall (Burkhardtroda). Wenige Tage später am 4. August 1938 wurde drei Mühlenarbeiter im Rohsalzschuppen in Merkers verschüttet: Wilhelm Saft (Immelborn), Karl Kaiser (Tiefenort) und Paul Franz (Hohenwart). Am 17. August 1938 traf es den 35jährigen Hauer Arthur Dusch in Unterbreizbach. Der Haspaelfaher Johannes Bittorf aus Sünna verunglückte tödlich am 14. Oktober 1938 in der Werkanlage “Sachsen-Weimar”. Am 14. Januar 1939 verunglückte der 40jährige Reparaturhauer Josef Lach im  Schacht “Heiligenroda” an Kohlenmonoxid-Vergiftung. Im Jahr 1944 erschlug das Gestänge beim Bohren der Löcher einen Schachter in Unterbreizbach. Ebenfalls hier erstickte an CO2 ein Bergmann am 12. Februar 1953 im Förderkorb beim Einfahren in den Schacht (Abb. 1, Abb. 2).  Ein Horst Stütz aus Stadtlengsfeld traf es im Jahr 1961 als er beim Berauben eines Salzfirstes in einer Strecke von Merkers war. Am 9. Februar 1975 kam es zu einem plötzlichen Gasausbruch in Unterbreizbach beim Bohren von Großlöchern. Zwei Opfer waren zu beklagen. Fünf Monate danach, am 19. Juli 1975 verunglückte ein Elektriker in Unterbreizbach als er mit seinem Moped ein Muldenbereich durchfuhr. In der Grube Hattdorf-Süd starben 1983 drei Elektriker und eine Aufsichtsperson als sie in eine gesperrte, CO2-gesättigte Strecke fuhren.  Ein Jahr später nochmals eine bergmännische und eine elektrische Aufsichtsperson beim einschalten eines Transformators untertage. In Merkers wird über zwei Personen berichtet, darunter Reinhard Schröder, die am 11. März 1988 bei der Erkundung einer Gasblase ihr Leben ließen.  In Unterbreizbach verunglückte am 28. März 2008 ein Kumpel, indem er eine CO2-gesättigte Strecke befuhr. Schon zuvor hatte es einen Bergmann in der gleichen Grube und auf die gleiche Weise erwischt (8. Januar 2008). Am 5. August 1991 war es ein Kohlensäure-Ausbruch während des Bohrens, der einen Bergmann von Unterbreizbach tötete und am 19. Juli 1989 in Hattdorf-Nord drei Kumpel. [9]

Unglück 1

Abbildung 3: Trauerfeier für die sechs Toden, die beim Grubenunglück 1958 am Menzengraben umkamen. Im Jahr 2016 wurde von früheren Kollegen und Bürgern von Stadtlengsfeld ein Denkmal in Erinnerung an die Verstorbenen am Menzengraben errichtet.

Viel dramatischer waren jedoch vier weitere Grubenunfälle: [8]

(1) Am 30. Juli 1938 starben im Bergwerk Kaiseroda nach Sprengarbeiten und einem nachfolgenden Kohlensäureausbruch 11 Bergmänner. Zwei weitere wurden verletzt.

(2) Ebenfalls nach Sprengarbeiten kam es am 7. Juli 1953 im Schacht am Menzengraben zu einem Gasausbruch. Dabei ließen drei Personen ihr Leben.

(3) Fünf Jahre später passierte im gleichen Schacht eine noch schlimmere Katastrophe. Am 17. April 1958 erstickten sechs Bergleute durch Kohlendioxyd. Etwa 15 Mitarbeiter trugen Verletzungen davon. Man hatte eine Kohlensäureblase angebohrt. Dabei kam es zu zerstörerischen Schäden sowohl untertage als auch übertage (vgl. Abb. 3).

(4) Ein weiteres Unglück in der Rhön ereignete sich am 1. Oktober 2013 im Kalischacht von Unterbreizbach. Bei einem Gasausbruch starben nochmals drei Bergmänner. Sieben weitere wurden z. T. schwer verletzt.

(5) Bei Arbeiten  an einer Bandanlageu unter Tage im Verwahrungsbereich des stillgelegten Bergwerks Merkers sind am 5. Oktober 2022 Vormittag zwei Schlosser der Fa. K+S von einer Arbeitsbühne abgestürzt. Einer der Mitarbeiter aus Frauensee  (61) verstarb am Unfallort, der andere Mitarbeiter (29) erlitt schwere Verletzungen und wurde mit dem Rettungshubschrauber in die Unfallklinik Jena geflogen.

Gebirgsschlag

Zu einem Ereignis etwas anderer Art kam es am 13. März 1989 gegen 14:02 Uhr. Es wurde weltweit registriert. Es war ein sog.  Gebirgsschlag, der durch den langjhrigen Kalibergbau  im Revier verursacht wurde. Er hatte eine  großflächige Zerstörung zur Folge, v. a. in der Nachbargemeinde von Stadtlengsfeld - Völkershausen. Die planmäßig durchgeführte Sprengung im Grubenfeld des Kalibetriebes “Ernst Thälmann” führte untertage zum Zusammenbruch eines Abbaufeldes und zeitgleich übertage zu einem Erdbeben der Stärke 5,6 auf der Richterskala. Dabei wurden fast 80 Prozent der 360 Wohnhäuser von Völkershausen beschädigt. Praktisch alle historischen Gebäude, das Schloss mit seinen  Nebengebäuden, die Kirche, das Pfarrhaus und 15 Privathäuser mussten  abgerissen werden. Noch nach dem Jahr 1989 erhielt die Region 36  Millionen D-Mark zur Beseitigung von Schäden. Markanten Informationstafeln im Ort erinnern an das Ereignis. Nach Aussagen einer Untersuchungskommission wurden bei dem zwölf Sekunden  dauernden Beben glücklicherweise nur sechs Menschen verletzt. [8]

 https://www.mdr.de/thueringen/west-thueringen/wartburgkreis/gebirgsschlag-voelkershausen-dreissig-jahre-danach100.html

*) Die Gewerkschaft “Bernhardshall” nahe Salzungen hat schon lange den Schachtbau beendet. Sie nahm  als erstes Werk die Produktion auf. “Bernhardshall” blieb verglichen mit anderen Werken recht unbedeutend. Mit vier  Pferdefuhrwerken, die im Dezember 1900 zum Bahnhof Salzungen gebracht  werden, bringt die Gewerkschaft das erste Kali von Werra und Ulster in  den Handel. Im Gebiet rund um Bad Salzungen lebten vor ca. 2.500 Jahren bereits keltische Stämme. Die Kelten nutzten schon die Sole-Quellen zur Salzgewinnung, mittels der sog. Briquetagetechnik.  Salz wird auch als das weiße Gold der Kelten bezeichnet.

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