Alter Kindergarten, damalige Grundschule
Am 01.06.1932 wurde wurde das Kinderheim am Alleeweg eröffnet. In diesem Jahr wird dieses Haus also 90 Jahre alt. Die Mehrzahl der Stadtlengsfelder Einwohner hat hier viele Stunden in den frühen Kindheitsjahren verbracht.
Dies ist eine Aufnahme aus den ersten Jahren. Kinderheim wurde das Haus genannt. In der "Feldazeitung" vom 03.06.1932 wurde von der Eröffnung des Kinderheimes ausführlich berichtet
"Stadtlengsfeld. In Gegenwart von Vertretern der Regierung, des Landkreises Eisenach, der Stadtbehörde, der Gemeindevertretung, des Diakinissenhaus Weimar, des Fröbelhauses in Schweina und vieler Ortsvereine sowie vielen geladenen Gästen fand gestern morgen um 11 Uhr die Einweihung des neuerrichteten Kinderheimes statt.
Der Gesangverein "Keramik" leitete die Feier stimmungsvoll mit dem schönen Heimatliede "Ich trage im Herzen ein kostbares Gut" ein.
Im Namen der Stadtgemeinde hieß Herr Bürgermeister Hörle die Erschienenen mit herzlichen Dankesworten willkommen. Er begrüßte und dankte für geleistete Mithilfe die Herren Regierungsvertreter Ministerialrat Fritze und Regierungsrat Döpel und bat, den Dank der Gemeinde Stadtlengsfeld an allen Stellen in Weimar zu übermitteln. Sein Gruß galt dann Herrn Landrat Gläser, der großen Anteil an diesem Werk hat. Herr Landrat Gläser übersandte dem Kinderheim vor einigen Tagen das Bild des großen Kinderfreundes Friedrich Fröbel. Herr Bürgermeister Hörle knüpfte an diese Gabe die Worte: Möge im Sinne Fröbels auch unser Kinderheim geführt und zu einer segensreichen Einrichtung werden. Dank sagte er dann noch der Familie Direktor Gramß, der leider an der Feier nicht teilnehmen kann, ferner Herrn Bankdirektor Büchner, der in großherziger Weise den Platz gestiftet hat sowie der Kreisfürsorgerin Schwester Margarethe und dem Frauenverein, außerdem der Arbeiterwohlfahrt. Herr Bürgermeister Hörle richtete ferner noch Begrüßungsworte an Herrn Direktor Luckhardt und Frau, Herrn Pfarrer Phieler und Frau sowie an Frau Landtagsabgeordnete Sachse. Ausführlich schilderte er dann, wie es möglich wurde, dieses schöne Werk zu errichten. Hierbei hörte der Festteilnehmer auch, dass schon vor 80 Jahren in Stadtlengsfeld eine Kinderschule bestanden hat und ferner auch eine Kinderbewahranstalt. Die Räume haben aber seit der Gründung der Berufsschule an diese abgegeben werden müssen. Nachdem der Redner noch eingehend begründet hatte, wie nötig die Schaffung eines Kindergartens war, schloß er seine Begrüßungsansprache mit den Worten: Versagen Sie diesem Werk nicht Ihre Sympathie und ziehen Sie Ihre helfende Hand nicht hinweg, damit in dieses Heim der Kinder die Sonne der Freude und Liebe immer strahlen kann."
Kindergruppe vor 1878 vor der Kinderbewahranstalt am Kirchberg mit der Aufseherin Frau Stütz
"Es sprach dann als Vertreter des Thüringischen Innenministeriums Herr Regierungsrat Döpel der zunächst die Grüße und Wünsche des Ministeriums übermittelte. In seiner Ansprache betonte er, daß es große Freude bereitet zu sehen, wie der Geist Fröbels auch in Stadtlengsfeld seinen Einzug hält. Wir brauchen solche Kindergärten, fuhr er fort, gerade in den Gemeinden, denen die Arbeitslosigkeit ihren Stempel aufgedrückt hat. Denken wir uns einmal in Familien hinein, deren Ernährer schon seit Jahren arbeitslos ist. Da sollen die Kinder heraus und sollen Licht und Freude haben. Ihr Werk, das Sie hier errichtet haben, ist die richtige Stätte. Hier sind die Kinder geborgen. In diesem Kindergarten sollen die Kinder aber nicht nur aufbewahrt, sondern in erster Linie erzogen werden. Der Redner richtete hier seine Worte an die Kindergärtnerin Frau Voigt. und sagte: Sie sind ein Kind dieser Stadt, möge sich daher bei Ihnen nicht das Wort bewahrheiten: Der Prophet gilt nichts im eigenen Lande! Und weiter sagte er: Sie als Hortnerin haben diesem Kindergarten die Seele einzuhauchen, die Sonne kommt dann von selbst. Der Redner schloß seine Ansprache mit dem Wunsche: Möge sich die Sonne aus diesem Raum nicht wenden, möge er im Fröbel'schem Geiste Segen bringen in dieser schweren Zeit.
Nunmehr sprach im Namen des Kreises Herr Landrat Gläser der seinen Dank für die freundliche Einladung aussprach. Der Redner gab in kurzen Worten eine Übersicht über die Entstehung dieses Werkes, wobei er nicht unerwähnt ließ, dass das Gebäude der Gemeinde den ersten guten Dienst erwies, als die Gemeindeverwaltung Umschau nach einem neuen Unterkommen hielt, da ja die bisherigen Räume von den Besitzern der Burg selbst gebraucht werden. Weiter drückte er seine Freude darüber aus, daß für die Kinder dieser schöne Raum geschaffen wurde. Für die Kinder ist das Beste gerade gut genug, denn es ist doch unsere Zukunft., die in den Kindern steckt. Ich habe den Wunsch, daß sich die Freude, die den Kleinen hier zuteil wird, auch auf das Elternhaus auswirkt. Ich habe ferner den Wunsch, daß sich die infrage kommenden Vereine diesem Kindergarten widmen mögen. Auf die Frage, ob das Kinderheim notwendig war, kann ich nur antworten: nach unserer Auffassung jawohl. Darum soll niemand beiseite stehen, sondern jeder mithelfen, damit aus diesem Heim ein Segen erwachse und die Kinder fröhlich gedeihen.
Als nächster Redner sprach Fräulein Heinze vom Fröbelhaus in Schweina. Die Rednerin wies darauf hin, dass die Kinderhortnerin Fräulein Gertrud Voigt ihre Ausbildung im Fröbelhaus zu Schweina erhalten hat. Zu ihrer schweren Aufgabe wünschte sie ihr guten Erfolg. nach einem Schlusswort und dem Rufe: " Glück auf!" sprach im Namen der Stadtvertretung Herr Stadtratsvorsitzender Voigt. Der Redner legte klar, welche Mühe es gekostet hat, dieses Werk zu vollenden und schloss nach weiteren Ausführungen mit dem Wunsche, dass sich alle an der Weiterentwicklung des Werkes beteiligen mögen, damit es zum Segen für unsere Kinder wird.
Frau Postmeister Eggert sprach als Vorsitzende des Frauenvereins. Sie betonte, dass es ihr eine besondere Freude sei, an dieser Weihe teilnehmen zu dürfen. Gerade der Frauenverein, sagte sie dann, hat volles Verständnis für die Schaffung des Kinderheimes gezeigt. Es liegt im Wesen der Frau, deren ganze Liebe den Kindern gehört. Die gute Mutter ist glücklich, ihre Lieblinge in guten Händen zu wissen. Dieses Haus, das heute eine Weihe empfängt, soll eine wahre Stätte der Freude und Liebe für unsere Kleinen sein. Frau Postmeister Eggert überreichte dann im Namen des Ortsfrauenvereins dem Kinderheim in sinniger Weise ein schönes Geschenk: 50 Reichsmark eingerahmt und mit einer Widmung versehen.
Als letzter Redner sprach Frau Landtagsabgeordnete Sachse als Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt. Sie sprach besonders davon, wie dringend nötig ein solches Kinderheim besonders für die Kleinen aus der wirtschaftlich schwachen Volksschicht ist. Es sei deshalb zu begrüßen, dass in dieser schweren Zeit die Gemeinde ein solches Werk geschaffen hat. So möge diese Stätte ein Heim werden, in das immer die Sonne scheint. Die Rednerin schloss mit dem Dichterwort: Hab' Sonne im Herzen.
Nachdem Herr Bürgermeister Hörle noch einmal allen herzlichst gedankt hatte, endete die Feier mit dem Liede: "Wacht auf, ist's Frühlingszeit".
Im Anschluss an den Weiheakt führten die 40 Kinder, die bereits dem Kinderheim anvertraut sind, festlich geschmückt, mit der Leiterin einige Spiele auf, die den Eltern zeigten, wie ihre Kleinen den Tag verleben. Dann bekamen die Kleinen je ein kleines Geschenk, damit auch sie den Tag in Erinnerung behalten."
Kinder im Kindergarten 1932 mit der Leiterin Frau Voigt
Kinder des Jahrganges 1943 mit den Kindergärtnerinnen im Jahr 1950
Der Kindergarten 2012 zur 875-Jahrfeier von Stadtlengsfeld