Rhön

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Die Rhön abseits vom Wege?

Tatsächlich zogen wichtige historische Handelsstraßen westlich und östlich an der Rhön vorbei.  Die politische Dreiteilung der Rhön und ihre mangelnde Bedeutung als Wirtschaftsraum mögen tatsächlich Gründe dafür gewesen sein, dass der „große Verkehr" das Gebiet mied.

Mit einiger Wahrscheinlichkeit hat auch die Lage des Amtes Lichtenberg, das mitten im Zentrum der Rhön als sächsische Exklave im würzburgisch-bayerischen Gebiet lag, mit dazu beigetragen. Eine frühe Wegekarte aus dem Jahr 1501 zeigt bereits ein weit verzweigtes Wege- und Straßennetz in Europa. Dort waren vor allem die Pilgerwege nach Rom vermerkt. Die Rhön ist zwar erkennbar, doch kein bekannter Weg durchkreuzte sie auf jener Karte (vgl. Abb. 1).

Dennoch gibt es einen Beleg, dass Lengsfeld schon über innerörtliche Straßen verfügte. Ein Georg von Boineburg-Lengsfeld (1503-1564) verfügte das bereits im Mittelalter.

Bis in das Jahr 1548 findet man G. von Boineburg-Lengsfeld in vielen Verhandlungen mit dem Kaiser erwähnt. So wie sein Vater Ludwig (1465-1537) bei dem Kaiser Maximilian I. eine Bestätigung der alten kaiserlichen Briefe erhielt, so bekam Georg  –  ähnlich wie die vom Kaiser Karl im Jahr 1359 ausgestellte Wochenmarkt-Gerechtigkeit – die Stadtgerechtigkeit durch Kaiser Karl IV. verliehen, verbunden mit der Jahrmarktsgerechtigkeit, als ein Reichslehn „wegen treugeleisteter Dienste, die er uns und der heilige Kirche gethan“.

Vor Genugtuung ließ Georg im Jahr 1548 auf seine eigenen Kosten Lengsfelds Straßen pflastern, Lengsfeld mit Mauern umgeben, Tortürme bauen und Wehrgräben ausheben (vgl. Lengsfelder Geschichten II). In der Rhön war bekannt, dass die innerörtlichen Straßen von Stadtlengsfeld in einem erbärmlichen Zustand waren. Erst im Jahr 1906 sah sich die Gemeindeverwaltung genötigt, die Straßen zu erneuern und zu kanalisieren. 60.000 Mark wurden dafür veranschlagt (Rhönzeitung 12. April 1906). Ein Darlehen von 70.000 Mark wurde schließlich von der Bezirksdirektion Dermbach genehmigt.

Arten von Straßen

Im Mittelalter unterschied man zwischen öffentlichen Straßen (platea popularis) und Heerstraßen, Land- (viae convincinales), Mark- (viae convincinales) sowie Kirchwegen und Notpfade (viae pastorales).[1] Die öffentlichen Straßen bzw. Heerstraßen trugen verschiedene Bezeichnungen wie Königsstraßen, Reichsstraßen, Heerwege, Helwege, Volksstraßen, Landstraßen, Hohe Straßen, Bergstraßen, Rennwege, Rennstiege, Weinstraßen. Sie waren sozusagen die Hauptstraßen der Zeit. Jeder, der auf diesen Straßen reiste, stand unter dem Land- oder Königsfrieden und der Besitzer der Straße war verpflichtet, für dessen Sicherheit zu sorgen.

In einer alten Grenzbeschreibung des Amtes Fischberg (Fischbach) aus dem Jahr 1668 ist sogar die alte Straße hinter dem Hasenbuhl, von Weilar in Richtung Urnshausen, als Königsweg („Künigswegk“) genannt (vgl. Abb. 3). Er wird in Verwaltungsakten von 1929-1939 nochmals genannt, als man diesen zur Straße ausbaute. [13] Ob und welcher König dort entlang zog, ist nicht belegt. Es könnte aber bereits eine öffentliche Straße gewesen sein.

Als wichtige Straßen galten im Mittelalter und in der Neuzeit die Straßen, die als Handelsstraßen geleitfähig und als Heerstraßen geeignet waren. Daneben gab es natürlich auch Straßen, die keinem Zwang unterlegen waren. Für solche wurden ab dem 16. Jahrhundert sog. Itinerarien und nachfolgend Meilenscheiben erstellt, aus denen die Orte zu ersehen waren, die von der Reiseroute berührt wurden.

Landkarte Königsweg

Abbildung 3: Vermutlicher Königsweg zwischen Weilar und Urnshausen; dunkle Linie. Quelle: Archiv R. Schlegel, 2014, rekonstruiert

Ein Itinerar (n) von lateinisch itinerarium abgeleitet; von lat. iter = Weg; bedeutet so viel wie zusammenfassende Darstellung von Verkehrswegen und Straßen; schon seit dem 12. Jahrhundert waren Regionalkarten in Form von Reisebeschreibungen zu Lande und unter Angabe der Stationen verfügbar.

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