Karolingerstraße

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Karolinger Königsstraße

Die Rhön lag sicherlich nicht an einer der Bernsteinstraßen. Aber als die Franken zu Karolingischer Zeit ihr Reich ausweiteten, kam die Rhön durchaus in den Fokus der Machtbestrebungen.

Karolinger ist der Hausname des Herrschergeschlechts der westgermanischen Franken, das ab dem Jahr 751 im Frankenreich die Königswürde hatte. Sein berühmtester Vertreter war Karl der Große (747-815), von dem die späteren Karolingischen Herrscher abstammten. Nach der Teilung des Karolingerreichs im Jahr 843 regierten die Karolinger im Ostfrankenreich bis zu ihrem dortigen Aussterben im Jahr 911.

Über die Reisen der fränkischen Regenten ab dem frühen Mittelalter geben die sog. „Königsitinerare" Auskunft.

Das Reisekönigtum war die seit der fränkischen Zeit bis in das Spätmittelalter hinein übliche Form der Herrschaftsausübung durch König oder Kaiser als Reisekönig oder Reisekaiser. Die deutschen Könige des Mittelalters regierten nicht von einer Hauptstadt aus. Sie reisten mit Familie und Hofstaat durch das Reich. Die Wege, die der Hofstaat auf diesen Reisen zurücklegte, nennt man Itinerare.

Wenn die Itinerare auch die zurückgelegten Strecken nicht genau beschreiben, so lassen sich doch aus dem Ausgangsort, den Etappenorten und dem Reiseziel Schlüsse über die Wege zu, auf denen die Reisen stattgefunden haben. Dadurch ist bekannt, dass einst eine karolingische Königsstraße aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Salz in die Südrhön und weiterführte. [2] Umgekehrt führte auch eine alte Fernverbindung aus dem Tullifeld (Feldatal) über Ostheim in der Rhön in das Grabfeld und in Richtung Fränkische Saale.

 

Thüringens „via regia“

Im 8. Jahrhundert wird auch die seinerzeit bedeutendste Straße Thüringens, die „via regia“ benannt. Sie ist eine der wichtigsten europäischen Verkehrsverbindungen vom frühen Mittelalter bis weit in die Neuzeit hinein. Sie verlief streckenweise über Höhenzüge. Daher ging sie schon im Jahr 786 als „Hohastrazza“ (Hohe Straße) in die Annalen ein (vgl. Abb. 1). Sie tangierte Vacha und führte von Frankfurt nach Leipzig. In Thüringen ging der Weg über Marksuhl nach Eisenach, dann unterhalb der Wartburg weiter über Gotha, Erfurt, Weimar, bis nach Naumburg an der Saale. Historiker vermuten, dass bereits der römische Feldherr Drusus (38-9 v. Z.) auf dieser Ost-West-Verbindung im Jahr 9 v. Z. bis an die Elbe vordrang.

Landkarte Europa 1501

Abbildung 1: Wegekarte von Europa aus dem Jahr 1501, gesüdet; erstellt von dem Nürnberger Kartographen Erhard Etzlaub (1462-1532); der rote Punkt markiert etwa Stadtlengsfeld. Quelle: [11]

Auch die Franken haben vermutlich auf dem Weg zur Schlacht gegen die „toringi“ an der Unstrut (531 n. Z.) Teilstücke der Route benutzt. In einem Kapitular Karls des Großen wird im Jahr 801 eine „Sächsische Hochstraße“ erwähnt, vermutlich handelt es sich dabei um die „via regia“, die über Eisenach führt. [3]

Antsanvia

Schon früh war der Name „Antsanvia“ bekannt. Er taucht erstmals in einer Fuldischen Grenzbeschreibung auf. Anlässlich der Karlmann-Schenkung im Jahre 747 und in der Vita Sturmi (um das Jahr 810) des Abtes Sturmius, der im Auftrag des heiligen Bonifatius im Raum Fulda nach einem geeigneten Platz für die Errichtung eines Klosters suchte. Aber wahrscheinlich ist dieser alte Handelsweg noch viel älter und wurde schon von Kelten und Römern genutzt. Bei Radmühl, wo die Salz überquert wurde, kreuzte die „Antsanvia“ den sog. Ortesweg, einen vermutlich ebenso alten Pfad aus dem Marburger Land in das Grabfeld jenseits der Rhön.

Letzterer weist bereits in die Zeit der Kelten zurück. Er war eine Handelsstraße, die das Marburger Land, den Vogelsberg, die Rhön und das historische Grabfeld miteinander verband. Das erste Mal schriftlich erwähnt wurde der Weg in karolingischer Zeit. Er war damit eine der ersten Altstraßen, die urkundlich erwähnt wurden. Der Weg wurde im späten 8. Jahrhundert in der Vita Sturmi vom vierten Abt Fuldas Eigil genannt, als Sturmius 744 nach einem geeigneten Ort für das Kloster suchte. Der Weg soll auch in der Schenkungsurkunde (um 744) von Hausmeier Karlmann an Bonifatius aufgeführt worden sein, in der er das Land für das Kloster Fulda erhielt. Diese Urkunde ist aber nicht mehr erhalten. [17]

Dieser alte Handelsweg wurde auch „Hohe Straße“ genannt, weil er sich als Höhenweg auf den Mittelgebirgskämmen des hohen Vogelsbergs entlang zog, der im Mittelalter wegen seiner Unwirtlichkeit kaum besiedelt und noch von riesigen Buchenwäldern bedeckt war (vgl. Lengsfelder Geschichten II). Von den fuldischen Mönchen wurde diese Gegend deshalb in alten Urkunden als „Buchonia" bezeichnet. Die „Hohe Straße zog sich von Frankfurt am Main über Fulda bis nach Leipzig. Das Vitzeröder Kreuz (Abb. 2) ist Teil der früheren „Antsanvia“.

Vitzeröder Kreuz

Abbildung 2: Vitzeröder Kreuz von 1791 markiert eine uralte Wegekreuzung bei Vitzeroda; es ist ein markanter  Höhenpunkt mit 383 m NN; 1530 erstmals schriftlich erwähnt; bereits im Jahr 786  berührte die Dorndorfer Markgrenze die „Hoha Strazza“; es gehörte zur Vogtei Kreuzberg bei Philippsthal; am Fuß des Marksteins, der Wegzeiten nach Vacha, Frauensee, Berka und Friedewald anzeigt, ist das Wappen des Fuldaer Bischof zu erkennen. Quelle: Archiv R. Schlegel, 2014

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