Öchsen

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Öchsen, 1927a

Schachtanlage “Heiligenmühl” bei Niederöchsen, um 1916

Die Schachtanlage Heiligenmühl befand sich in Öchsen, Ortsteil Niederöchsen. Im Jahr 1897 wurde mit Erlaubnis des großherzoglichen Wirtschaftsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach die €žKalibohrgesellschaft Sachsen-Weimar gegründet, sie war das erste Bergbauunternehmen des Kalibergbaus im späeren Werra-Revier. Die Gewerkschaft âHeiligenmühl wurde vom Großherzogtum  Sachsen-Weimar-Eisenach für ein größeres Gebiet um Öchsen im Jahr 1909  genehmigt. Es wurden zwei Schachtanlagen in der Flur Niederöchsen  angelegt - mit dem Abteufen des Schachtes Heiligenmühl wurde am 1.  April 1911 begonnen, im Dezember 1911 war man bis auf eine Tiefe von 266 m gelangt, im Sommer 1912 wurde das Abbaufeld in einer Tiefe von 450 m  erreicht. Die Arbeiten wurden von der Deutschen Schachtbaugesellschaft  ausgeführt, man sicherte den Schacht mit Betonelementen. In unmittelbarer Nähe entstand zeitnah der Schacht Mariengart. Für beide Schächte wurden jeweils 7,5 Normalfelder als Abbau bewilligt, doch  das Ende der Bergbauarbeiten kam früher als erwartet.

Öchsen, 1927b

Teufarbeiten: 1911-1914 (wegen des Krieges eingestellt); Teufe: 566 m; Plattendolomit nicht durchteuft; Wassereinbruch am 25. Juli 1914, Verwahrung: Der ersoffene Schacht wurde 2002 bzw. 2003 mit Schotter sowie Kies verfüllt.

Die von der Gewerkschaft als öffentliche Nebenbahn erbaute 10,5 km lange  normalspurige Bahn Öchsen-Wenigentaft ist am 1. Januar 1912 in Betrieb  genommen und im Sommer 1912 dem öffentlichen Güterverkehr und im Sommer 1917 dem öffentlichen  Personenverkehr übergeben worden. Auf dem Foto der Bahnhofe in Niederöchsen.

3000 Kuxe . Von diesen waren 300 im Besitz der Gewerkschaft. Dieselben waren der  Sachsen-Weimar-Regierung in Option gegeben. Die Gewerkschaft besaß  außerdem sämtliche 1000 Kuxe der Gewerkschaft Kaliwerk Großherzogin Sophie in Stadtlengsfeld. Ein Kux, früher auch Stamm oder Schicht genannt, ist der bestimmte ideelle Anteil an einem Bergwerk, das in der Rechtsform einer bergrechtlichen Gewerkschaft  betrieben wird. Die Namensherkunft des Wortes Kux ist nicht eindeutig geklärt. In älteren Schriften verwendete man den Begriff Kukus. Abgeleitet wird dies aus dem mittellateinsichen  Wort “cuccus”, dieser Begriff wird bereits in einer Urkunde aus dem Jahr 1327 erwähnt.

Die Grubenfelder Heiligenmühle und Mariengart liegen in den Gemarkungen  Öchsen, Gehaus, Mariengart, Wülferbütt, Deicheroda, Mieswarz, Otzbach,  Oberalba und Unteralba, Geblar, Lenders, Weilar, Mosa, VÃökershausen, Bermbach, Masbach, Borbels, Bremen und in den Forstrevieren Dermbach und Völkershausen. Sie markscheiden  im Norden mit den Gewerkschaften Großherzog von Sachsen und Sachsen-Weimar, im Westen mit den Gewerkschaften Buttlar und  Bonifacius, im Osten mit der Gewerkschaft Kaliwerk Großherzogin Sophie.  In diesen Grubenfeldern befinden sich die Bohrung Heiligenmühl und Mariengart. Die Bohrung Heiligenmühl hat von 714,5 bis 721,8 m ein zusätzliches 7,3 m  starkes Kalisalzlager erbohrt. Das Bohrprofil war folgendes:

5,00-546,40 m   Buntsandstein; 546,40-566,20 m Plattendolomit; 566,20-594,25 m Letten u. Gips; 594,25-601,00 m Anhydrit; 601,00-610,50 m Salzton; 610,50-714,50 m Steinsalz; 714,50-715,00 m Sylvin mit 13,4 % KCl; 715,00-715,50 m  Sylvin mit 16,3 % KCl; 715,50-716,00 m Sylvin mit 55,6 % KCl; 716,00-716,50 m Sylvin mit 54,8 % KCl; 716,50-717,00 m Sylvin mit 49 % KCl; 717,00-717,80 m  Sylvin mit 64 % KCl; 717,80-718,30 m Sylvin mit 38,8 % KCl; 718,30-719,00 m Carnallit mit 24,4 % KCl; 719,00-719,80 m Carnallit mit 23,9 % KCl; 719,80-720,30 m Carnallit mit 23 % KCl; 720,30-720,80 m Carnallit mit 24,4 % KCl; 720,80-721,30 m  Carnallit mit 24,7 % KCl; 721,30-721,80 m Carnallit mit 14,8 % KCl; 721,80-843,20 m Steinsalz; 843,20-846,00 m Anhydrit(Bohrung eingestellt).

Durch Bohrung in Mariengart wurde zwischen 790,50 und 820,75 m ein 30 m starkes Kalilager festgestellt. Das Bohrprofil war folgendes:

13,77-230,00 m Buntsandstein; 230,00-610,30 m Letten mit Gips; 610,30-620,00 m  Plattendolomit; 620,00-656,00 m Letten, Gips und Anhydrit; 656,00-663,97 m Salzton; 663,97-790,50 m Steinsalz; 790,50-819,73 m Carnallite mit ca. 24,6 % KCl; 819,73-820,25 m  Sylvin mit 48 % KCl; 820,25-820,75 m  Carnallit mit Steinsalz; 820,75-914,00 m Steinsalz; 914,00-916,38 m Anhydrit.

Die Gewerkschaft war Eigentümerin: A. des Grubenfeldes Heiligenmühle in  Größe von 7½ Normalfeldern; B. des Grubenfeldes Mariengart in Größe von  gleichfalls 7½ Normalfeldern; C. sämtlicher Kuxe der Gewerkschaft Kaliwerk Großherzogin Sophie. (Grubenfeld Sophie umfasst 15 Normalfelder); D. 300 eigener Kuxe, die der Weimarischen Regierung für den Fall der Option zur Verfügung gehalten werde; E. des Basaltwerkes Dietrichsberg und der öffentlichen Bahn Wenigentaft-Öchsen. Die Belegschaft des Basaltwerkes betrug 150 Mann im Jahre 1927. Der gesamte Grundbesitz umfaßte: Schachtanlagen, Basaltwerk und Bahn, insgesamt 46 ha.

Die Schachtpunkte sind nordwestlich von dem Orte Öchsen angesetzt. Bei Schacht Heiligenmühle stand bei 566 m Teufe vor dem Plattendolomit. Er ist bis 192 m mit deutschen Tübbings ausgekleidet, von 192 m bis zur Endteufe stand er in Betonausbau.

Der Schacht Mariengart stand bei 575 m Teufe, er war bis 195 m durch  Tübbingsausbau, von 195 m bis zur Endteufe durch Betonausbau gesichert. Beide Schächte hatten unmittelbar  vor dem Erreichen des Plattendolomits Wasserzuflüsse. Sie sind beide  durch Einführung von Zementstopfen abgedichtet. Beide Schächte, welche 300 m auseinander liegen, haben einen lichten  Durchmesser von 4,5 m und wurden durch einen bei 443 m angesetzten  Querschlag verbunden. Der Schacht Sophie steht bei 85 m Teufe.

Die Kaue, welche gleichzeitig die Büros enthielt, das Werkstättengebäude,  das Lagergebäude, 2 Fördermaschinengebäude, 5  Doppelwohnhäuser, Speisehaus, massive Scheune mit Wagenremise und Pferdeställen, Wasserversorgungsanlage und Werksbahnhof. Die elektrische Kraft wurde von den Kaliwerken bezogen.

Die Gewerkschaft Heiligenmühle besaß 2 Endlaugenkonzessionen, und zwar je  eine für die Ulster und Werra, außerdem für die Gewerkschaft Kaliwerk  Großherzogin Sophie je eine Endlaugenkonzession für die Felda und für die Werra. Als Nebenbetrieb wird das große, sehr leistungsfähige “Basaltwerk  Dietrichsberg" betrieben. Dasselbe baute die Kuppe des Dietrichsberges  bei Öchsen ab. Die Brecheranlage enthält 5 Steinbrecher größter Abmessungen. Pflastersteine, Schotter,  Splitt und Grus werden in großem Maßstabe hergestellt.

Der Betrieb auf den drei Schächten des Werkes ruht, im Jahre 1921 wurden nur Instandsetzungsarbeiten verrichtet. Auf das Weiterteufen der beiden Schächte Heiligenmühle und Mariengart wurde bis zum Jahre 1953 verzichtet. Die  Generalversammlung vom 20. September 1926 beschloß die Ermächtigung des  Grubenvorstandes, das Vermögen der Gesellschaft gegen Gewährung von Aktien der Kaliindustrie A.-G. zu veräußern. Nach erfolgter Fusion mit der Kali-Industrie A.-G. ist die Gewerkschaft am 30. März 1927 erloschen.

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