1916-1933

[Home] [Geologie] [Kali] [Dietlas] [Menzengraben] [Öchsen] [Hämbach-Kaiseroda] [Chronik] [1916-1933] [1933-1945] [1945-1966] [Unglücke] [Denkmal] [Sponsoren] [Lyrik 2016] [Quellen] [Impressum]

Die Kaliförderung im Schacht II - Menzengraben - begann  in vollem Umfang im Jahr 1916. Auf Grund der speziellen Schwierigkeiten und des Ersten Weltkrieges fördert man im Schacht III erst ab Dezember 1925 das Salz. Ein Teil des gewonnenen Rohsalzes kam gemahlen gleich in den Handel. Der überwiegende Teil wurde zur aufbereitet.  Das geschah anfangs in der alten Fabrik Dorndorf, ehemals Motoren-Reparatur-Werkstatt und später Fabrik „Wilhelm Pieck“ des Kalikombinates „Werra“.

Fabrik Menzengraben 1925

Durch eine große Ausbeute an Fördergut sowie enormer Nachfrage an Kalidünger, machte sich eine eigene  Fabrikanlage zur Verarbeitung des Rohsalzes notwendig (vgl. Abb. 1). Zugleich erhielt der Schacht einen eigenen Bahnanschluss. Zu Beginn war die Feldabahn noch schmalspurig bis Dorndorf. Folglich musste das Fördergut auf Normalspur umgeladen werden. Die Kalischächten von Menzengraben trieben somit den Ausbau der Feldbahn per Normalspur voran.

Abbildung 1: Fabrikanlage zur Verarbeitung des Rohsalzes der Schächte II und III Menzengraben, um 1925; im Hintergrund das Transformatorenhäuschen sowie das sog. Waldhaus, die noch um das Jahr 2015 existieren.

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg mit der sog. Inflationszeit war nicht nur für die Menschen enorm schwierig, sondern auch für die wenigen noch funktionierenden Industrieanlagen. Dennoch stießen sich einige Investoren gesund.  Der Konzern “Wintershall” war einer von ihnen. Nachdem es ihm gelang, die Kaliwerke an der Werra an sich zu bringen, griff er auch nach den Schächten der Gewerkschaft „Großherzog von Sachsen“. Er übernahm die Kuxen aus dem Besitz des ehemaligen Großherzogtums Weimar, die inzwischen an den Staat Thüringen übergegangen waren. Wieder einmal zeigte sich die Ohnmacht des Staates gegenüber den herrschenden Finanzkreisen. Obwohl die Belegschaft (vgl. Abb. 2) der Schachtanlage Menzengraben dagegen protestierte, war ihr Einfluss eher gering. Sie konnte die Stilllegung der Schächte nicht verhindern. Selbst die Werkleitung, die sich energisch für eine Weiterführung der Betriebe einsetzte, war gegen die Macht eines Konzerns machtlos.

Im April 1926 war es so weit. Die Schächte Dietlas I und Menzengraben II und III der Gewerkschaft „Großherzog von Sachsen“ beendeten die Produktion. Nur einer hatte es verstanden, sein Schäfchen rechtzeitig ins Trockene zu bringen. Es war der Vachaer Bauunternehmer der Schacht- und Fabrikanlagen. Ihm gelang es nach der Stabilisierung der Währung und Einführung der Rentenmark noch 250.000 Goldmark für den Bau der sog. neuen Fabrik in Menzengraben herauszuschlagen.

Kolonie Menzengraben 1928

Abbildung 2: Neu angelegte Wohnsiedlung für die Bergleute (Kolonie genannt) der Schachtanlage Menzengraben, um 1928

Wie üblich traf es die Belegschaft der Schächte und Anlagen am schwersten. Wer nicht von einem Werk an der Werra übernommen wurde, sah sich der Arbeitslosigkeit ausgesetzt. Manche fanden noch in anderen Berufen oder bei Notstandsarbeiten vorübergehend eine Anstellung.

Ein Hoffnungsschimmer waren die weiterführenden Aktivitäten seit dem Dezember 1927, die bis zum Juli 1929 währten. Der Schacht Dietlas nicht wieder in die Produktionsphase. Er wurde stillgelegt und diente fortan als Wetterschacht.

Die Produktionsanlage am Menzengraben stellte zwischenzeitlich ein sog. Badesalz. Es war CO2-haltiges Carnallit, welches grob gemahlen und abgepackt  in den Handel ging. Gab man es dem Badewasser zu, dann löste sich das Salz auf und die enthaltene Kohlensäure sprudelte im Wasser auf. Auch in den Jahren 1929 bis 1943 wurde am Menzengraben noch in begrenztem Umfang Kalisalz gefördert. 

Über die Arbeitsbedingungen und technische Anlagen aus jenen Jahren gibt es nur wenig Unterlagen. In das abbauwürdige Salzlager wurden Löcher gebohrt und mit Sprengstoff gefüllt. Anfangs wurde der Sprengstoff mittels Zündschnur und Zündkapseln zur Explosion gebracht. Später übernahmen Kabelverbindungen und elektrische Zünder diese Aufgabe. Das abgesprengte Salz wurde mit sog. Schrappern in die Hunte gefüllt (vgl. Abb. 3). Ein nach vorn offener Kasten zog das Salz auf eine schiefe Ebene. Von dort fiel es durch eine Öffnung in die darunter befindlichen Hunte. Diese liefen auf Gleisen bis zum Schacht, wo sie mit dem “Förderkorb” über Tage gebracht wurden.

Abbildung 3: Schrapper(kasten) zum Abtransport des Kalisalzes in Loren (Hunte) im Kalischachtmenzengraben um 1930

Schachttechnik 1970er 2

Copyright R. Schlegel 2016 2017 2018 2019 2020