Kali

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Erste Kalischächte der Welt

Ähnlich wie in Staßfurt gab es auch im Werragebiet schon jahrhundertelang Salinen, die auf das Salz im Untergrund hinwiesen. Beim Teufen der Staßfurter Schächte in der Zeit von 1852 bis 1856 stieß man auch erstmalig auf „Bittersalz". Es war das Kalilager. Die beim Teufen gewonnenen Kalisalze, insgesamt etwa 600 Tonnen, wurden auf Halde geschüttet und zu dieser Zeit als Abraumsalz angesehen. Erst mit der Verwendung von Kaliumchlorid in der chemischen Industrie und für die Landwirtschaft begann im Jahre 1860 der Aufschluss von Kalirohsalz.

Es waren die ersten Kalischächte der Welt! Getrieben von industriellem Gewinn und landwirtschaftlicher Nutzung begann im Werra-Felda-Gebiet der Aufschluss (vgl. Abb. 4). Der Bergbau eröffnete zudem Verdienstmöglichkeiten für die rechte verarmte Bevölkerung. Mit „Kaiseroda I“ gab es 1895 die erste Teufe, Förderbeginn 1901. Es folgten die Schächte „Großherzog von Sachsen I“ (1898-1905), „Alexandershall“ und „Sachsen-Weimar“ (1899-1903/ 1910), „Wintershall (1900-1903), „Hattdorf“ und „Neuhof“ (1905-1908/ 1910), „Salzungen“ (1866-1900), „Heiligenroda I“ und „Heringen“ (1907-1909/ 1911), „Heimboldshausen“ und „Ransbach“ (1909-1913), „Dankmarshausen“ und „Buttlar“ (1910-1915/-), „Neurode“, „Heiligenroda II+III“, „Abterode“, „Großherz. v. Sachsen II+III“, „Kaiseroda II+III“, „Heiligenmühle“ und „Mariengart“ (1911-1913/ 1915/1916,1921/1924), „Heiligenroda V“  und „Ellers“ (1912-1921), „Haidkopf“ (1913>), „Großherzogin Sophie“ in Stadtlengsfeld etc. (vgl. Abb. 6).

Aktie Schacht Lengsfeld
Kalischächte

Abbildung 4: Schächte im Werra-Ulster-Felda-Kaligebiet seit 1895. Quelle: Duchrow, G. (1997) Der 100-jährige,,Rhönmarsch" südthüringischen Kalibergbaus. Der Anschnitt 49: 1-149.

Für den Stadtlengsfelder Schacht wurde eigens eine Kali-Bohrgesellschaft „Großherzogin Sophie“ in Essen gegründet, bei der man seit 26. Oktober 1906 Aktien erwerben konnte (vgl. Abb. 5). Die erste Satzung der Gewerkschaft Kaliwerk „Großherzogin Sophie“ datiert von 19. Januar 1909, Essen. Alle Unterlagen wurden beim Bergamt Dermbach gesammelt und liegen heute im Thür. Staatsarchiv, Schloss Heidecksburg, Rudolstadt (vgl. Bohrungen).

Die Teufe des Lengsfelder Schachtes befand sich am Waldrand, Flurstück 688 „Oberes Heerstück“, heute über dem Gelände der ehemaligen neuen Bäckerei  Das Gelände wurde durch die Betreibergesellschaft auf dem Weg der Enteignung erworben. Die projektierte Teufe lag bei 500 Meter, bei einem lichten Durchmesser von 5,2 Meter.

Die praktischen Arbeiten in unserem Ort begannen am 13. Januar 1913. Die Leitung hatten die Bergingenieure Beil und Hugo Pippert, später Gustav Hethey. Am 12. Februar 1913 befand sich der Schacht schon bei einer Tiefe von ca. 10 m. Die Ausführung der Arbeiten übernahm die Deutsche Schachtbau-Aktiengesellschaft Nordhausen. Am 16. Juni 1914 wurde der Schacht durch einen Aufsichtsbeamten des Großherzogliches Sächsischen Bergreviers befahren. Starkes Wasser musste „gesümpft“ werden. Am 8. Sepetember 1914 kam es zum Arbeitsstillstand bei einer Teufe von etwa 85 Meter. Die Schwierigkeiten beim Abteufen waren offensichtlich so groß, dass die Arbeiter sogar zeitweilig streikten. Zu allem Unglück begann der Erste Weltkrieg. Die Arbeiten kamen nunmehr vollständig zum Erliegen. Auch nach dem Krieg ging es nicht so recht weiter. Deutschland lag industriell und moralisch am Boden. [3, 4]

Abbildung 5: Faksimile eines Anteilscheins von 1906 für den Kalischacht in Stadtlengsfeld „Großherzogin Sophie“. Quelle: Thür. Staatsarchiv, Schloss Heidecksburg, Rudolstadt.

Abbildung 6: Übersicht über Grubenfelder in Thüringen, um 1910. Quelle: H.-J. Hohmann, Stadt Heringen (Werra), FB5 Wirtschaft, Entwicklung, Kultur.

Landkarte Kali Thüringen 1910

Aus einem Schreiben vom 12. Dezember 1919 geht hervor, dass die Fortsetzung der Teufe nicht realisiert werden kann, weil Kohle für die Dampfmaschinen fehlt. Schließlich legte das Thüringische Bergamt in Saalfeld am 30. November 1922 fest, die Teufarbeiten einzustellen und für eine Abdeckung des Schachtes Sorge zu tragen. Das endgültige Aus für den Lengsfelder Schacht kam am 26. Mai 1937 durch das oben genannte Bergamt.

Obwohl dieser Schacht nicht in Betrieb ging, kam es rings um Stadtlengsfeld zu profitablen Kalibergbau (Menzengraben, Merkers, Kaiseroda etc.), der der Region viele Jahre Nutzen und Arbeit brachte.

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