1933-1945

[Home] [Geologie] [Kali] [Dietlas] [Menzengraben] [Öchsen] [Hämbach-Kaiseroda] [Chronik] [1916-1933] [1933-1945] [1945-1966] [Unglücke] [Denkmal] [Sponsoren] [Lyrik 2016] [Quellen] [Impressum]

Schachtanlage 1933a1

Abbildung 1: Schematische Darstellung der Schacht- und Fabrikanlage Menzengraben mit Grubenanschlussbahn und Wohnsiedlung,  um 1930 (Quelle: R. Leimbach)

Nach der Machtübernahme von Deutschland durch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) unter A. Hitler nutzte  die Wintershall AG die Schachtanlage Menzengraben (vgl. Abb. 1) zur Herstellung von besonderen Salzverbindungen, die bei der Produktion von Aluminium eingesetzt wurden. Letzteres war beim Bau von Flugzeugen erforderlich. Magnesium wurde hauptsächlich gebraucht. Es ist drei Mal so leicht wie Aluminium. Besonders die Legierungen mit Aluminium und Zinn machen es für die Auto- und Luftfahrtindustrie bedeutsam.

Schon seit den 1930er Jahren wurden solche Legierungen im Flugzeugbau eingesetzt und hier ganz besonders bei Fluzeugmotoren, um. Gewichts-einsparungen zu erzielen Magnesium-pulver fand auch in der Rüstungsindustrie zur Herstellung von Brandbomben und der Leuchtspur-munition Verwendung.

Magnesium wurde unter anderem aus dem Mineral Carnallit gewonnen, welches am Menzengraben reichlich vorkam.

Ab dem Jahr 1942 gab es schon ein Lager von Fremdarbeitern am Menzengraben. Die Arbeitskräfte wurden anfangs noch  über Werbung in den eroberten Ostgebieten gewonnen. Polen, Tschechen, Ukrainer und Bulgaren stellten für die Bayrischen Motorenwerke, Flugzeugteile her.

Ein gesondertes Lager existierte für englische Kriegsgefangene.

Im Verlauf des Jahres 1943 wurde die Förderung von Salzen am Menzengraben eingestellt. Der Schacht diente nunmehr einem anderen Zweck. Ob die Entscheidung nur kriegsbedingt oder die häufigen Gasausbrüche die Ursache hierfür war, ist nicht mehr eindeutig feststellbar. 

Fortan lagerte die Luftwaffe der Wehrmacht unter anderem Pilotenkleidung im Schacht ein. Diese Kleidungsstücke mussten laufend umgeschichtet werden, damit sie nicht vom Schimmel befallen wurden. Das besorgten deutsche und russische Frauen. Letztere waren in einem Hotel in Stadtlengsfeld untergebracht. Dort waren auch höhere deutsche Offiziere dieses Bekleidungsamtes der Luftwaffe einquartiert.

Diese sog. „Ostarbeiter“ trugen besondere Kennzeichen an ihrer Kleidung. Es war ihnen untersagt, sich außerhalb des Ortes frei zu bewegen. Bei besonderen Anlässen waren Reisen in andere Orte nur möglich, wenn der Antrag dazu von der zuständigen Stelle genehmigt wurde (Kreisamt in Eisenach). Den Zwangsarbeitern war es untersagt, jegliche Kontakte mit der Bevölkerung aufzunehmen. Sie durften auch keine öffentlichen Veranstaltungen besuchen. Selbst die Teilnahme an Gottesdiensten war streng verboten.

Nach Angabe einer Stadtlengsfelder Augenzeugin, Dora Schweigler, sollten kurz vor Kriegsende alle Schächte im Revier, darunter auch die Anlage am Menzengraben, gesprengt werden. Am 3. April 1945 war man bereits dabei, die Sprengsätze zu installieren. Glücklicherweise ist es nicht mehr zur Sprengung gekommen. Die Alliierten waren offensichtlich schon zu nahe, um den Plan noch zu realisieren.

Copyright R. Schlegel 2016 2017 2018 2019 2020