Stadtlengsfeld  (Rhön)

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Stadtlengsfeld 2018

Stadtlengsfeld 2018, Gesamtblick vom Galgenberg in Richtung Süden. Im Hintergrund der Baierberg und die Hohe Rhön.

Unsterblichkeit des Menschen ...

Obwohl die Sterne nicht ewig strahlen und der Treibstoff der Sonne(n) begrenzt ist, gehen auch in mehr als 100 Billionen Jahren die Lichter nicht aus! Nach der Quantenphysik gibt es das ewige Leben. Spezielle Partikel sind quasi unsterblich.

Hinzu kommt: Jeder Mensch auf der Erde besteht aus Millionen von Atomen, bei seinem Tod werden sich diese Atome auflösen und Teil anderer Elemente und anderer Wesen werden.  Keine einziges davon geht jemals verloren. Ein Mensch besteht gemäß Schätzungen aus ca. 45 Trillionen einzelner Zellen, jede von ihnen aus Milliarden einzelner Moleküle, welche ihrerseits jedes aus zahlreichen Atomen aufgebaut sind. Schon zu Lebzeiten ändert sich die Menge und Zusammensetzung der Atome. Das wird durch den Stoffkreislauf und der Interaktion mit der Umwelt bedingt.

Statistiker kalkulierten, dass die Wassermoleküle des Rheins in Rotterdam durchschnittlich bereits ca. acht Mal durch einen Menschen gegangen sind! Beim Tod zerbröckeln die Bausteine des Organismus, d. h. die Form, aber nicht die Atome. Daher bleibt z. B. unser Planet trotz Lebewesen relativ konstant in etwa gleich groß und schwer. Selbst wenn unser Sonnensystem einmal verschwindet, werden die enthaltenen Elemente in den unendlichen Weiten des Weltraums weiterleben, auch die, die einmal einen Menschen ausmachten.

Fundus an Quellen

In dem Maße wie die Menschen mehr freie Zeit für sich selbst erlangten, so wuchs auch ihr Interesse an der eigenen Herkunft. Die Anzahl von genealogischen Gesellschaften (>4.200 in Deutschland), von INTERNET Plattformen sowie von persönlichen Stammbäumen hat enorm zugenommen. Auch viele jüngere Bürger sind unter den Suchenden. Die moderne Computer-Wissenschaft und die Möglichkeiten der genetischen Analyse von menschlichem Erbgut beförderten diese Entwicklung zusehends.

Viele Kirchenbücher sind inzwischen digitalisiert worden und sind sehr oft schon on-line im INTERNET einzusehen. Dazu kommen Adress- und Telefonbücher, Zeitungen, Bücher, Grabsteinarchive sowie Verlustlisten aus den Kriegen.

Allein das Personenarchiv der “Kirche Jesu Christi der letzten Tage” (Mormonen) enthält Milliarden von Einträgen.

Die Kleinstadt Stadtlengsfeld in der Rhön ist Teil des Bundeslandes Thüringen der Bundesrepublik Deutschland sowie Teil des Wartburgkreises und der Verwaltungsgemeinschaft Dermbach. Im Jahr 2015 gab es etwa 2.500 Einwohner im Ort. Die Stadt hatte drei Ortsteile: Gehaus, Hohenwart und Menzengraben.

Geschichte des Ortes

Die erste urkundlich belegte Nennung des Ortes bezieht sich auf die Ministerialen Ludewic de Leingefelt, Erkenbert de Lengeffelt aus dem Jahr 1137. Vermutlich entstand der Name durch die Verbindung des mittelhochdeutschen Wortes “langes, lenges” (der Länge nach) und dem althochdeutschen “fèld” (Gefilde: offen, eben, flach, baumfrei). Beide Bedeutungen sind keltischen Ursprungs.

Um 1125 veranlasste das Kloster Hersfeld die Errichtung einer Burg in Lengsfeld, um ihre Besitzungen zu sichern. Herren von Lengsfeld übten in der Burg ihre ministerialen Dienste im Auftrage des Klosters Hersfeld aus. Einige stiegen zum Dienstadel der Frankensteiner auf, die in dieser Zeit Schutzvögte des Klosters Hersfeld in der Rhön waren. Nach dem Niedergang der Frankensteiner erweiterten die Fuldaer Äbte die Lengsfelder Burg um weitere drei Burgbezirke. Sie wurden von einer gemeinsamen Mauer und einem Wassergraben geschützt. Die Burganlage wurde in eine Ganerbenschaft überführt.

Unter den Fürstäbten von Fulda wird Lengsfeld um das Jahr 1260 mit einer Stadtmauer befestigt. Im Jahr 1326 mussten die Frankensteiner den Ort an die Abtei Fulda verkaufen. Bereits zu diesem Zeitpunkt wird Lengsfeld als Stadt benannt und in einer Urkunde aus dem Jahr 1338 die Einwohner als “ehrbarne Bürger”.

Im Jahr 1359 verleiht Karl IV. dem Ort Marktrechte. Lengsfeld ist bis zum Jahr 1450 Pfand und Lehen von Fulda für die Adligen derer von Pferdsdorf, von Leupolds, von Reckerod, von Mansbach, von Butler, von Herbilstat, von Tafta, von Ellen, von Rosenberg, von Buchenau, von Weyhers sowie von Herda. Philipp von Herda erwarb im Jahr 1444 ein Burggut in Lengsfeld und stieg durch Zukauf zum größten Grundbesitzer am Ort auf. Durch Heirat mit Mechthilde von Herda, eine Enkeltochter Philipps von Herda, kam Ludwig von Boineburg in den Besitz von Lengsfeld, Gehaus und Weilar. Sein Sohn Georg von Boineburg erreicht im Jahr 1548 durch den Kaiser Karl V. das Recht auf Abhaltung von drei Jahrmärkten.

Im Jahr 1734 werden große Teile des Boineburgschen Besitzes an den Herzoglich Sächsisch-Meiningschen Geheimen Rath und Freiherrn, Johann Heinrich von Müller (*1665) aus Nürnberg verkauft. Durch Heirat kam dieser Besitz im Jahr 1744 wieder in das Haus Boineburg-Lengsfeld zurück, das die Burg Lengsfeld bis 1945 besaß.

In der Stadt Lengsfeld lassen sich nach dem Dreißigjährigen Krieg mehrere Zünfte nachweisen: die der Bäcker, Schmiede, Schlosser, Wagner, Weber, Färber und Bierbrauer. Dominierend in der Stadt war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die Hausweberei und die Blaufärberei des Leinens.

Im Jahr 1536 ist die Reformation in der Stadt Lengsfeld weitgehend etabliert, obwohl im Jahr 1633 angeblich der letzte katholische Pfarrer genannt wird, der Benediktinerpriester Heinrich. Als Kirchenpatron gestattete Ludwig von Boineburg-Lengsfeld  jedoch schon früher die Ausübung des Gottesdienstes sowohl in der althergebrachten Art, wie auch im Sinne Luthers. Seinen Sohn Georg schickte er 1518 zum Studium an die Universität nach Wittenberg. Dort wirkten Luther und Melanchthon. Ludwig von Boineburg-Lengsfeld war an der Gründung des Schmalkaldischen Bundes beteiligt. Der Bauernkrieg berührte die Stadt Lengsfeld nur mittelbar. Der Werrahaufen zog am 23. April 1525 vor die Stadt Lengsfeld. Ludwig von Boineburg-Lengsfeld unterschrieb die Forderungen der Bauern. Er musste den Bauern 500 Gulden zahlen und den Werrahaufen als Pfand auf seinem Zug nach Meiningen begleiten. Nach der Niederlage der Bauern verhängte der hessische Landgraf eine Strafe von 200 Gulden über die Stadt. Alle Versprechungen gegenüber den Bauern wurden rückgängig gemacht. Der gescheiterte Bauernaufstand schwelte in der Wiedertäuferbewegung weiter. In der Stadt Lengsfeld hatte sie viele Anhänger. Ihr Anführer, Valentin Gutwasser, wurde später in Gotha hingerichtet.

In der Stadt Lengsfeld wurden von 1663 bis 1720 insgesamt 18 Hexenprozesse geführt. Der Schöppenstuhl, das Gericht in Jena, verhängte neun Todesurteile, die auch vollstreckt wurden. Zwei Angeklagte verstarben in der Folterkammer, eine Angeklagte konnte fliehen. Vier Prozesse endeten mit einem Freispruch. Von zwei Prozessen ist der Ausgang nicht überliefert.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte ein starker Zuzug von Juden in die Stadt Lengsfeld ein. Sie kamen vor allem aus der Grafschaft Henneberg. Dort wurde 1555 der “Judenschutz” aufgekündigt. Ab dem Jahr 1566 mussten alle Juden die Grafschaft verlassen. Nach der Reichs-Polizeiordnung des Kaisers Karl V. aus dem Jahr 1548 hatten die Boineburger Herren als Mitglieder der Reichsritterschaft das Recht, Juden den Aufenthalt in ihrem Herrschaftsbereich zu gestatten und von ihnen Schutz- und Schirmgeld zu erheben. Nach einer Aufstellung des Boineburgschen Amtsmannes Johann Christoph Scholl bestand die jüdische Einwohnerschaft im Jahre 1731 aus 24 Familien und 5 Witwen. Die meisten Juden siedelten sich am heutigen Frauenberg und in der Hintergasse an. Wann die Synagoge gebaut wurde, lässt sich nicht mehr ermitteln. Erste Nachrichten über die Erweiterung einer jüdischen Schule stammen aus dem Jahre 1799. Um 1750 war Mendel Rothschild Oberrabbiner in der Stadt Lengsfeld. Ihm folgte 1780 Isaak Kugelmann (gen. der Hess). Um 1800 gehörten der israelitischen Gemeinde in Lengsfeld etwa 800 Mitglieder an.  Im Jahr 1825 wurde Lengsfeld Sitz eines Landrabbinates. Landrabbiner war Isaak Kugelmann. Weitere Landrabbiner sind: 1827 bis 1871 Dr. Mendel Hess, 1872 bis 1881 Dr. Theodor Kroner, 1881 bis 1898 Dr. Moses Salzer und  1898 bis 1919 Dr. Josef Wiesen. Die Mitgliederzahl der israelitischen Gemeinde verringerte sich infolge Abwanderungen und Auswanderungen. Sie betrug im Jahr 1825 noch 566 Personen, 1893 noch 114 Personen, 1901 noch 64 Personen, 1925 noch 38 Personen und 1938 noch 36 Personen. Ende 1938 verließen die letzten jüdischen Einwohner Stadtlengsfeld. In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge verwüstet und der jüdische Friedhof teilweise geschändet.

Während des Dreißigjährigen Krieges kam es in den Jahren 1623, 1624 und 1625 zu Durchzügen verschiedener Heere. Diese waren mit Plünderungen verbunden. Am 19. Juni 1634 überfielen kaiserlich-kroatische Reiter des Grafen Giovan Lodovico Isolani die Stadt und legten große Teile in Schutt und Asche. Auch Burg und Schloss waren betroffen. Ein Jahr später wurde die Stadt noch einmal gebrandschatzt und geplündert. 1635 grassierte zudem die Pest im Feldatal und entvölkerte ganze Ortschaften. Im Jahr 1650 lebten in der Stadt noch etwa 18 Familien. Es gab sogar ein Familienname “Croat” in Stadtlengsfeld, der offensichtlich auf einen kroatischen Soldaten zurückzuführen ist.

Im Jahr 1685 bekam Lengsfeld ein reichsfreies Gericht. Mit der Eingliederung in das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach im Jahr 1816 war es Sitz des Patrimonialamtes Lengsfeld, das denen von Boineburg-Lengsfeld und von Müller gemeinsam gehörte. Erst im Jahr 1850 ging das Patrimonialamt in den Verwaltungsbezirk IV auf.

Erste Belege für eine Schule in Lengsfeld stammen aus dem Jahr 1659. Die israelitische Gemeinde errichtete 1799 ihr eignes  Schulhaus neben der Synagoge. Landrabbiner Dr. Mendel Heß gründete 1841 eine „höhere Schule“ mit Internat für jüdische Kinder. Die Herren von Boineburg-Lengsfeld und von Müller ließen ihre Kinder durch Hauslehrer unterrichten. Im Jahr 1850 vereinigten sich die christliche und jüdische Schule. Ein neues Schulhaus entstand im Jahr 1881. Etwa ab 1874 ist die Stadt Lengsfeld Standort einer „Gewerblichen Berufsschule“. Sie bestand als „Allgemeine Berufsschule“ bis ins Jahr 1958. In den Räumen der Burganlage wurde 1917 eine Privatschule gegründet, um Mädchen zum Abschluss eines Lyzeums zu führen. Im Jahr 1984 erfolgte der Bau eines neuen Schulhauses.

In der Nacht vom 26. zum 27. Oktober 1878 brach in den Scheunen des Rittergutes am heutigen Burgplatz ein verheerendes Feuer aus. Es wurde vorsätzlich gelegt. Es vernichtete 67 Wohnhäuser mit den dazugehörenden Wirtschaftsgebäuden. Weitere sieben einzelstehende Wirtschaftsgebäude brannten völlig ab. Betroffen war die Amtsgasse, das Obertor, der  Kirchberg (mit Ausnahme der Kirche), der Frauenberg (links) und die Ratsgasse. Das Amtshaus, das Postgebäude mit der Telegrafenstation, das Rathaus, das Gasthaus „Zur Sonne“, das Schulhaus mit der Kleinkinderbewahranstalt am Kirchberg wurden ein Raub der Flammen. Über 100 Familien wurden obdachlos. Die Einwohnerzahl sank auf einen historischen Tiefstand von 1200 Menschen. An der Löschung des Brandes waren zwölf Feuerwehren beteiligt.

Durch den Bau der Feldabahn erhielt die Stadt 1879 einen Bahnanschluss. Im Jahr 1889 begann die Firma Koch und Schnorr mit dem Bau einer Porzellanfabrik. Im Jahre 1896 erfolgte die Umbenennung vom bisherigen Namen Lengsfeld in Stadtlengsfeld.

Im Ersten Weltkrieg 1914-1918 fielen 79 Stadtlengsfelder an den Fronten. Ihnen wurde um Jahr 1925 ein Denkmal gesetzt. Der Postkutschenverkehr von, nach und durch Stadtlengsfeld wurde 1916 eingestellt. Im Jahre 1919 gründete sich in Stadtlengsfeld eine Ortsgruppe der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Die etwa um 1900 gegründete Ortsgruppe der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und die KPD waren bis 1933 die zahlenmäßig stärksten Parteien in der Stadt. Unter dem Bürgermeister Adolf Hörle (1869-1937) wurden markante Projekte zur Entwicklung der Stadt realisiert: kommunaler Wohnungsbau, Straßen und Wege, Bau eines neuen Kindergartens. 

Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus wurden politische Gegner des Regimes verfolgt und in „Schutzhaft“ genommen. Trotzdem gab es weiterhin Widerstandsaktivitäten wie die des kommunistischen Kaliarbeiters Hugo Simon, der Ende 1944 in das Arbeitserziehungslager von Römhild verbracht wurde, wo er ums Leben kam. Auch in der Aktion „Gitter” wurden mehrere Personen im KZ Buchenwald interniert. Im Jahre 1934 wurde die verkehrswichtige Feldabrücke erneuert. Die 700-Jahrfeier im Jahr 1935 richteten die Nationalsozialisten ganz im Sinne ihrer propagandistischen Ziele aus. Die damalige Stadthalle und das Schwimmbad wurden 1942 ihrer Bestimmung übergeben.
Im Zweiten Weltkrieg mussten circa 500 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus verschiedenen Nationen, die in mehreren Lagern interniert waren, für die Wintershall AG, die Haarspinnerei, das Stadtgut, die Firma Schnepper & Isphording, einzelbäuerliche Betriebe, die Porzellanfabrik Stadtlengsfeld und in der Schachtanlage Menzengraben Zwangsarbeit verrichten.
 

Am 4. April 1945 besetzten amerikanischen Truppen Stadtlengsfeld. Sie wurden am 4. Juli 1945 von Militäreinheiten der Roten Armee abgelöst. An den Fronten des Zweiten Weltkrieges starben 144 Stadtlengsfelder als Soldaten. Der physischen Vernichtung fielen 49 jüdische Einwohner zum Opfer.

Bereits am 1. Oktober 1945 wurde der Unterricht an der Schule mit sechs Lehrkräften und 389 Kindern wieder aufgenommen. Etwa zur gleichen Zeit begannen die Porzellanfabrik und das Kaliwerk in Menzengraben wieder zu produzieren. Im Ort gründeten sich eine Ortsgruppe der SPD und KPD, die sich 1946 zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) vereinigten.
Am 10. September 1945 wurde eine Bodenreform im Ort verwirklicht. Zwei Rittergüter mit insgesamt 635 ha Fläche wurde an landarme Bauern und Umsiedler verteilt, davon 30 ha Ackerland, 31 ha Wiese, 3 ha Gartenland, 3 ha sonstiges, 559,00 ha Wald.
Dieser Besitz wurde an 144 Stadtlengsfelder Einwohner, an den Staat und an die Gemeinde Stadtlengsfeld aufgeteilt. Nach der Bodenreform gab es im Ort 50 ablieferungspflichtige landwirtschaftliche Betriebe mit einer Nutzfläche von mindestens je einem Hektar. Die Porzellanfabrik wurde 1946 in einen Volkseigenen Betrieb (VEB) überführt. In einem ehemaligen Zweigbetrieb des Kabelwerkes Vacha nahmen im Jahr 1948 die Rhönwerkstätten die Arbeit auf, die Glas- und Holzkunst herstellten.
 

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