Vorwort
Namen sind Zeugen der Geschichte. In Deutschland gibt es etwa 800.000 verschiedene Familiennamen. Sie entstanden zumeist vor rund tausend Jahren. Zuerst entstanden Rufnamen, also Vornamen. Diese Vornamen waren nicht selten zweigliedrig, z. B. Burghard, Siegmund usw. Später wurden auch christliche Namen, wie Johannes, Nikolaus, Jakob oder Maria, verwendet, um die Kinder durch Gott zu beschützen. Da früher die Kindersterblichkeit sehr hoch war, sollten solche Namen helfen.
In jener Zeit hatte auch die Bevölkerung zugenommen. Um nun mehrere Personen mit gleichen oder ähnlichen Rufnamen zu unterscheiden, erfand man den Zusatz zum Rufnamen, der oft auf eine Tätigkeit, einen Wohnort, eine Charaktereigenschaft usw. hinwies, z. B. Hermann der Bauer, Hermann der Große, Hermann von Lengsfeld.
Diese Zusätze, später Familiennamen genannt, entstanden während einer frühen Stufe der deutschen Sprache. Und diese Sprache ändert sich permanent, auch in der Gegenwart. Somit entstanden Namen, die wir heute gar nicht mehr verstehen. Sie gingen verloren oder erhielten eine andere Bedeutung, weil sich die Sprache weiterentwickelt hat. Es gibt auch Namen, die aus anderen Sprachen zu uns kamen.
Es gibt vier große Gruppen von Familiennamen:
(1) Namen, die auf Vornamen basieren, z. B. Rudolph, Nikolaus, Jakob usw. als Vor- und Familienname.
(2) Namen, die auf Berufen fußen, z. B. Schmied, Bäcker, Maurer, Hirt, Jäger, Schneider usw. Der Name Nonnenmacher hat allerdings keine Nonnen gewonnen, sondern ist ein süddeutsches Wort für den Kastrierer von Tieren! Auch der Name Fickenscher oder Ficker ist nicht obszön gemeint, sondern eine norddeutsche Bezeichnung für Tasche bzw. Taschenmacher. Der Name Vogt leidet sich von dem lateinischen Wort advocatus ab. Der Name Schulze, Schultheiß etc. leidet sich von einer Person ab, die Schuld zuweisen konnte, d. h. eine Gerichtsperson. Der Name Meier in all seinen Schreibweisen leitet sich ebenfalls von dem lateinische Wort maior ab, also eine hochgestellte, wichtige Person.
(3) Namen, die auf die Herkunft der Person hinweisen, z. B. Berliner, Schwabe, Berg, Bayer, Franke, Sachse, Westphal usw. Interessanterweise kommt der Name Westphal sehr häufig im heutigen Mecklenburg und Pommern vor. Das hat den Grund, dass durch gezielte Umsiedlungen schon im Mittelalter den Umsiedlern Namen gegeben wurden, aus welchen sie stammten. Die vielen polnischen Namen im Ruhrgebiet sind durch den Zuzug von schlesischen Bergleuten verursacht worden.
Namen konnten auch nach ehemaligen Wohnstätten vergeben werden, z. B. Birnbaum. Die Person wohnte sehr wahrscheinlich einmal nahe eines Birnbaums. Herr Brückner wohnte einmal an einer Brücke, Herr Talmann im Tal.
(4) Namen, die auf persönliche Eigenschaften der Person beruhen, z. B. Klein, Groß, Lang, Kurz, Lustig usw.
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